FinanzMonitor.com: Zu faul zum sparen?
Wenn Sie sich kritisch hinterfragen – sind Sie manchmal auch zu faul, um Geld zu sparen? Sie müssen das ja nicht öffentlich zugeben, aber ich vermute, auch Sie sind manchmal zu faul dazu. Zumindest trifft das auf mich auch manchmal zu.
Wenn ich im Migros oder Coop mit einem Einkaufswagen einkaufe, den ich für einen Franken von der Kette befreit habe, dann habe ich ihn bisher immer zurückgebracht. Auch wenn das zwei Minuten laufen bedeutete. Und ehrlich gesagt habe ich noch nie einen Einkaufswagen gesehen von jemandem, der zu faul war, ihn zurückzubringen. Dabei ist der Stundenlohn bei dieser Spar-Aktion gar nicht so gross. Wenn es 100m zum Abgabepunkt sind, dann benötigt man zwei Minuten dazu. Der fiktive Stundenlohn des Zurückbringens des Einkaufswagens beträgt also 30 Franken pro Stunde. Auch ein Freund von mir, der einigermassen auf das Geld achten muss, liess den Einkaufswagen noch nie aus Faulheit stehen. Letzthin an einem Konzert wunderte er sich aber, dass ich ausserhalb des Konzertareals gratis parkiert hatte, statt die fünf Franken Parkgebühr zu bezahlen. Ich musste dazu fünf Minuten Zeit pro Weg auf mich nehmen, was auch einem fiktiven Stundenlohn von 30 Franken entspricht. Wäre der Freund konsequent gewesen, hätte er auch einen Gratis-Parkplatz gesucht. Aber das war er nicht, und das ist niemand in jeder Situation. Ganz einfach weil Menschen manchmal faul sind.
Ein gutes Beispiel ist auch ein anderer Freund von mir, der jahrelang als Student jeden Franken vor dem Ausgeben zweimal drehen und wenden musste. Jetzt ist er ein selbständiger und erfolgreicher Anwalt und damit ein gemachter Mann. Beim letzten Treffen überreichte er mir seine Visitenkarte. Eine einzige solche Karte kostete 1.50 Franken. Ich wollte sie nicht annehmen, weil mich sein Geld reute. Sicher hätte er auch eine günstigere Visitenkarte herstellen lassen können? Er meinte dazu nur, ich solle die Karte nehmen und dass er für den ganzen Stapel Visitenkarten eine Stunde arbeiten müsse, da lohne es sich nicht, lange nach dem günstigsten Anbieter zu suchen. Damit hat er eigentlich recht. Und trotzdem missfiel mir seine Wandlung – weil er ohne die Faulheit einfach hätte Geld sparen können.
Ein weiteres Beispiel sind die Krankenkassen-Prämien. Dieses Jahr waren die Prämien kaum ein Thema in den Zeitungen, weil diese für 2012 stabil geblieben sind oder meist nur schwach ansteigen werden. So werden dieses Jahr vielleicht 5-10% der Schweizer ihre Grundversicherung bei einer anderen Kasse abgeschlossen haben. Doch auch in den Vorjahren war die Wechselquote nicht viel höher – im Jahr mit den höchsten Prämienanstiegen betrug sie etwa 15%. Dabei ist der fiktive Stundenlohn eines Kassenwechsels sehr hoch und kann rasch mehrere hundert Franken pro Stunde betragen – auch bei moderaten Einsparungen pro Monat. Zumindest sollte man also jährlich im Herbst einen kurzen Blick in einen Prämienvergleich werfen. Ich habe das getan und stellte mit grosser Freude fest, dass meine Krankenkasse auch im 2012 für meinen Wohnort am günstigsten geblieben ist. Denn sonst wäre ich vielleicht auch in die Falle getappt – und hätte aus Faulheit nicht gewechselt!
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