Anzahl Ärzte/Apotheken je Kanton und Gesundheitskosten
Das Schweizer Gesundheitswesen ist eines der teuersten der Welt. Gemessen am Bruttoinlandprodukt BIP liegt die Schweiz zusammen mit Frankreich, Deutschland und Österreich bei einem Anteil von knapp über 10%, nur getoppt durch die USA mit einem Anteil von über 15%. Grund genug, einen der Kostentreiber des Gesundheitswesens, die Anzahl Ärzte und Apotheken, näher anzuschauen.
Wenn Sie nicht selbst im Schweizer Gesundheitswesen tätig sind, dann werden Sie wohl diesen zwei Hypothesen zustimmen, die wir hier untersuchen:
Hypothese 1: Je mehr Ärzte es in einem Kanton gibt, desto weniger Apotheken gibt es, weil Ärzte gewisse Aufgaben von Apothekern übernehmen (wie z.B. den Medikamentenverkauf). Das umgekehrte sollte auch gelten: Je mehr Apotheken es gibt, desto weniger Arztpraxen sollten in einem Kanton existieren (weil z.B. ein Apotheker eine Erstberatung bei kleinen Beschwerden vornehmen kann, wodurch manchmal ein Arztbesuch eingespart werden kann).
Hypothese 2: Je mehr Ärzte und Apotheken es in einem Kanton gibt, desto höher sind die Gesundheitskosten (und damit die Krankenkassenprämien) in dem Kanton.
Wir haben diese beiden Hypothesen mit Daten vom Bundesamt für Gesundheit BAG überprüft. Nur eine der beiden Hypothesen stimmt – lesen Sie weiter um zu erfahren, welche!
1. Vergleich Anzahl Ärzte und Apotheker pro Kanton
Die folgende Grafik zeigt die Verteilung von zwei Treibern der Gesundheitskosten für die 26 Schweizer Kantone
- Ärztedichte (Anzahl Ärzte mit Praxistätigkeit pro 1’000 Einwohner)
- Apothekendichte (Anzahl öffentliche Apotheken pro 10’000 Einwohner)
Es zeigt sich klar, dass es einen positiven (und nicht wie vermutet negativen) Zusammenhang zwischen Anzahl Ärzte und Anzahl öffentlicher Apotheken in einem Kanton gibt. Auch ohne statistische Grundkenntnisse sehen Sie, dass es je Kanton pro einen Arzt auf tausend Einwohner rund eine Apotheke auf zehntausend Einwohner gibt.
Und die Unterschiede zwischen den Kantonen sind massiv: Während Basel-Stadt, Genf, Tessin und Waadt über eine hohe Dichte an diesen medizinischen Grundangeboten verfügen, gibt es andere Kantone (Zentral- und Innerschweiz sowie die beiden Appenzell), die davon eine geringe Dichte aufweisen. Es scheint also, also ob eine Anhäufung von Ärzten und zu einer Anhäufung von Apotheken führt und umgekehrt. Oder man kann aus der Grafik ablesen, dass sich die Bevölkerung in den Kantonen rechts oben häufiger krank fühlt und deswegen öfters in Apotheken Medikamente holt und zum Arzt geht. Aus der Darstellung lässt sich jedoch der Grund für die unterschiedliche Ärztedichte nicht herauslesen. Die Frage: „Gibt es in einem Kanton viele Ärzte, weil die Leute von schwacher Gesundheit sind oder gehen die Leute häufiger zum Arzt, weil es viele Arztpraxen in ihrem Kanton gibt?“ gleich der Frage, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei.
Wir kommen jedoch zum Schluss, dass unsere erste Hypothese falsch war. Es gibt keine Substitution von Ärzten durch Apotheker. Diese beiden Gesundheitsdienste sind komplementär: Je mehr Ärzte es gibt, desto mehr Apotheker gibt es in dem Kanton.
2. Vergleich Gesundheitskosten mit Anzahl Ärzte und Apotheker pro Kanton
Die zweite Hypothese stimmt, wie die folgende Grafik beweist. Sie sehen einen noch deutlicheren Zusammenhang als oben. Je mehr Ärzte oder Apotheken es in einem Kanton gibt, desto höher sind die Gesundheitskosten (und damit die Krankenkassenprämien).
Die Kantone mit hoher Ärzte- und Apothekendichte (Basel-Stadt, Genf, Tessin, Waadt) verfügen auch über die höchsten bezahlten Leistungen pro Versicherten. Auch hier bleibt das „Huhn-Ei Paradoxon“ bestehen. Durch den praktisch linearen Zusammenhang zwischen der medizinischen Grundversorgung und den Gesundheitskosten kann man jedoch folgendes sagen: Eine zusätzliche Arztpraxis pro 1‘000 Einwohner oder eine zusätzliche Apotheke je 10‘000 Einwohner entspricht CHF 300 höheren Gesundheitskosten pro Einwohner.
Wie Sie Krankenkassenprämien sparen können
Die Krankenkassenprämien für die Grundversicherung sind kantonal und nach Prämienregionen unterschiedlich. Wenn Sie in einem Kanton mit vielen Ärzten und Apotheken wohnen, dann werden Sie durchschnittlich auch eine höhere Krankenkassenprämie zu bezahlen haben. Wie können Sie Geld sparen, wenn Sie nicht umziehen wollen? Indem Sie die jetzt in unserem Krankenkassenvergleich die Krankenkassenprämien vergleichen und einen günstigen Anbieter auswählen.
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2 Kommentare
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Zitat zum Thema Geld
FinanzZitat von FinanzMonitor.com.
Statistisch gesehen,sind Ihre Rückschlüsse wohl korrekt. Allerdings ist mir der Bezug zu Krankenkassenkosten nicht klar.
Bedeutet dies im Klartext, dass die Kosten der Ärzte im Vergleich zu den Apotheken 1:10 liegen. Interessant, weil der Kanton Zürich umgehend rund 3000 Ärzten die Selbstdispensation ermöglicht; was zur Schliessung von maximal 240 Apotheken (sprich alle)im Kanton Zürich führt. Somit eine Kostenexplosion der Krankenkassenprämien.
PS:Ärzte die Medis selbst abgeben, bestimmen aktiv ihr Einkommen. Würde nicht die Verschreibungspflicht diese Kosten eindämmen?
Wir haben gezeigt, dass es einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen den Gesundheitskosten und der Anzahl Ärzte und Apotheken pro Kanton gibt. Dieser Zusammenhang beweist aber nicht, dass mehr Ärzte und Apotheken pro Einwohner die Gesundheitskosten nach oben treiben.
Ob es sinnvoll ist, dass Ärzte selbst Medikamente abgeben, können wir nicht beurteilen. Einerseits ist das praktisch für die kranke Person und es schaltet eine Stufe im Vertrieb aus (= tiefere Kosten). Andererseits stellt es einen Anreiz für Ärzte dar, zu viele Medikamente in zu grossen Packungen zu verschreiben und – falls sie die Wahl haben – das Medikament, an dem sie mehr verdienen, zu verschreiben.
Es gibt viele Apotheken, die in der Form nicht andere Produkte verkaufen könnten, weil sie zu teuer organisiert sind. Entweder ist dort zu viel Personal eingestellt oder die Fläche der Apotheke ist zu gross, verglichen z.B. mit Discountern. Bei Medikamenten, bei denen keine Beratung notwendig ist, gäbe es sicher günstigere Möglichkeiten für kranke Personen, an ihr Medikament zu kommen.