Grenzsteuersatz verstehen – Steuern sparen
Der Begriff „Grenzsteuersatz“ ist eines der wichtigsten Konzepte, die Sie verstehen müssen, wenn Sie Steuern sparen wollen. Doch was ist der Unterschied zwischen Steuersatz und Grenzsteuersatz?
Der Steuersatz ist der Anteil am Einkommen, den Sie in Form von Steuern dem Staat abliefern müssen. Wenn Sie CHF 100‘000 verdienen und darauf CHF 20‘000 Steuern bezahlen müssen, dann beträgt Ihr Steuersatz 20%.
Der Grenzsteuersatz ist der Steuersatz, den Sie auf einem zusätzlich verdienten Franken in Form von Steuern dem Staat abliefern müssen. Wenn Sie neu CHF 101‘000 verdienen und darauf CHF 20‘300 Steuern entrichten müssen, dann beträgt Ihr Steuersatz neu 20.1%. Ab der Grenzsteuersatz beträgt 30%: Auf den zusätzlich verdienten CHF 1‘000 müssen Sie 300 Schweizer Franken als Steuer wieder abliefern.
Der Grenzsteuersatz ist also höher als Ihr Steuersatz. Und der Grenzsteuersatz ist die relevante Zahl, wenn Sie Spareffekte bei den Steuern berechnen wollen. Schauen wir uns das Ganze für eine ledige, kinderlose Person ohne Vermögen aus der Stadt Basel an.
Bespiel: Steuersatz und Grenzsteuersatz verstehen
In der folgenden Abbildung sehen Sie, was passiert, wenn sich das Einkommen um tausend Franken erhöht. Bei einem Einkommen von 100‘000 Franken beträgt die Steuerbelastung 20‘394. Der Steuersatz beträgt 20.4%. Steigt das Einkommen um tausend Franken, werden neu 20’689 Franken Steuern fällig. Obwohl der Steuersatz nur geringfügig auf 20.5% angestiegen ist, sind die Steuern um 295 Franken angestiegen. Der Grenzsteuersatz auf diesen 1‘000 Franken zusätzlichem Verdienst beträgt also 29.5%.
Damit führt (gerundet) jeder zusätzliche Franken an Einkommen zu einer Erhöhung der Steuern um 30 Rappen. Und umgekehrt führt jede Senkung des Einkommens um einen Franken zu einer Reduktion der Steuern um 30 Rappen. Dieser Effekt ist es, der es so attraktiv macht, sein steuerbares Einkommen zu senken, etwa mit einer Einzahlung in die Säule 3a. Eine Einzahlung von CHF 6‘000 in die Säule 3a bringt in diesem Beispiel eine Steuerersparnis von rund 1‘800 Franken. Umgekehrt bleiben bei einer Lohnerhöhung um 3‘000 Franken (ohne Berücksichtigung von Sozialabgaben) nur 2‘100 Franken in der eigenen Tasche übrig:
Grenzsteuersatz selbst berechnen
Berechnen nun auch Sie Ihren Grenzsteuersatz. Suchen Sie im Internet nach einem Steuerrechner für Ihren Kanton, und geben Sie Ihr steuerbares Einkommen ein. Notieren Sie den fälligen Betrag an Steuern und wiederholen Sie die Berechnung mit einem um 1‘000 Franken tieferen Einkommen und berechnen Sie damit den Wert „Steuerreduktion/1000 Franken x 100%“. Damit können Sie vereinfacht abschätzen, was Ihnen die nächste Lohnerhöhung oder ein Abzug in der Steuererklärung einbringt. Bei grösseren Geldbeträgen sollten Sie die Ersparnis exakt online berechnen, weil der Steuerfuss abhängig vom Einkommen unterschiedlich ist.
Entwicklung Steuersatz und Grenzsteuersatz mit steigendem Einkommen
In der Schweiz sind die Steuern progressiv. Das bedeutet, dass der Steuersatz mit steigendem Einkommen ansteigt. Entsprechend ist auch der Grenzsteuersatz jeweils höher als der Steuersatz. Betrachten Sie hierzu folgendes Beispiel eines verheirateten, reformierten Paares aus der Stadt Bern:
Je höher das Einkommen, desto höher auch der Steuersatz. Und bereits ab einem Einkommen von 150’000 beträgt der Grenzsteuersatz in diesem Fall über 40%. Das ist massiv. Deswegen lohnt es sich umso mehr, mit Massnahmen wie der Einzahlung in die Säule 3a oder dem freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse sein steuerbares Einkommen zu senken, je mehr man verdient.
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6 Kommentare
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Zitat zum Thema Geld
FinanzZitat von FinanzMonitor.com.
Wir werden nächsten Monat eine unsere Oelheizung durch eine Wärmepumpe-Heizung ersetzen. Kosten ca. 50’000.–, dazu kommt der Elektriker, Schreiner und Maurer – ca. 15’000.–.
Wenn wir die Elektriker, Schreiner und Maurer-Kosten auf die nächste Steuererklärung setzen, würde dies mehr bringen als wenn wir die ganzen Kosten noch in diesem Jahr abziehen würden?
Guten Tag Françoise
Diese Frage ist spannend, lässt sich aber nicht pauschal beantworten.
Bei einem Pensionskasseneinkauf (den man ebenso wie die Unterhaltskosten für Liegenschaften vom steuerbaren Einkommen abziehen kann) wäre der Fall klar: Die Einkäufe müssen so auf die zwei Jahre verteilt werden, dass in beiden Jahren das steuerbare Einkommen etwa gleich hoch ist. Bei Ihnen ist das offenbar nicht möglich, aber eine Aufteilung 50Tsd + 15Tsd würde zu tieferen Steuern führen als 65Tsd und 0.
Jetzt ist es aber bei den Liegenschaften so, dass man zwischen einem Pauschalabzug und dem Abzug der effektiven Kosten wählen kann. Wenn bei Ihnen sicher keine weiteren Kosten im nächsten Jahr anfallen, dann könnte es zu tieferen Steuern führen, wenn Sie dieses Jahr die effektiven Kosten von 65Tsd. in der Steuererklärung abziehen und nächstes Jahr den Pauschalabzug vornehmen. Sie müssten diese zwei Fälle aber konkret für Ihre steuerliche Situation ausrechnen.
Klären Sie zudem ab, welches Datum für die Handwerkerrechnungen für die Steuererklärung in Ihrem Kanton gilt: Das Datum der Rechnung oder das Datum der Zahlung.
Der Kt. BS kennt bis 200’000 einen fixen Steuersatz von 22.25% (2014). Wieso kommt man auf Grenzwerte von über 30%, ja im Grunde schon über22.25%? Ist das einzig und allein aufgrund der Bundessteuer? (Gemeindesteuern gibt es ja in BS nicht). Bei obigem Beispiel geben Sie den ktl. Steuertarif (für 2011) aber auch nicht fix an: er pendelt zwischen 17.5% bei 100’000 CHF und etwas über 18% bei 103’000. – Mache ich einen Denkfehler?
Guten Tag Martin
Beim obigen Beispiel mit dem Steuerrechner des Kantons Basel-Stadt mit den Zahlen von 2015 sieht es so aus (inkl. Bundessteuern):
Steuersatz bei CHF 100’000 Nettoeinkommen: 19.42%
Steuersatz bei CHF 101’000 Nettoeinkommen: 19.52%
Zunahme Steuern bei CHF 1’000 mehr Einkommen: +CHF 289, Grenzsteuersatz: 28.9%
Der Grund ist einerseits die höhere direkte Bundessteuer (CHF 66) und andererseits die höhere Steuerbelastung durch den Kanton (CHF 223 – warum das nicht CHF 225 (22.5%) sind, ist unklar). Der Steuersatz liegt selbst mit der Bundessteuer bei unter 22.5%, weil im Steuerrechner noch ein fixer Abzug (beim Kanton CHF 24’000, beim Bund CHF 5’500) vorgenommen wird. Dadurch entsteht selbst bei einem fixen Steuersatz eine Progression (bei einem Einkommen von unter CHF 24’000 würde der Steuersatz auf Kantonsebene ja nicht 22.5%, sondern 0% betragen).
Frage: Ich bin 100% arbeitsunfähig habe aber eine gute Rente.
Nun kann ich, weil nicht arbeitend, nicht per 3a Steuern sparen. Gibt es eine andere Möglichkeit?
Hallo Markus
Es gibt viele Möglichkeiten, Steuern zu sparen. Freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse sowie die Einzahlungen in die Säule 3a sind zwei dieser Möglichkeiten, die einfach sind und oft genutzt werden. Diese stehen Ihnen allerdings leider nicht offen.
Wenn Sie nicht mehr arbeiten (und es auch nicht mehr werden), sind Ihre Möglichkeiten eingeschränkt. Arbeitsweg, Essen auswärts, Weiterbildungen u.ä. entfallen ebenfalls.
Es gibt jedoch auch noch andere Möglichkeiten, im grösseren Rahmen Steuern zu sparen, etwa wenn Sie eine Immobilie besitzen und Unterhalts- und Zinskosten absetzen können. Wenn Sie über Vermögen verfügen, dann können Sie versuchen, dieses so anzulegen, dass tiefere Zinserträge abgeworfen werden (etwa durch Aktien oder Obligationen, die unterhalb des Kurses von 100% erworben werden). Steuern zu sparen sollte Sie aber nicht dazu verleiten, riskante Anlagen zu tätigen.
Sie sehen, dass das Potenzial bei Ihnen wahrscheinlich nicht sehr gross ist – es gibt keine „geheimen“ Tricks, wie man risikolos Steuern sparen kann.