Die Libor-Hypothek bemisst sich nach dem Libor-Satz. Dies ist der Zinssatz, zu welchem Banken sich untereinander Geld leihen. Zusätzlich wird eine individuell verhandelte Bankmarge (ca. 1%) hinzugefügt, und das ergibt dann den zu bezahlenden Hypothekarzins. Wir haben auf FinanzMonitor gezeigt, dass die Libor-Hypothek auf lange Sicht am günstigsten ist. Und hat man bei seiner Bank die Wahl zwischen verschiedenen Libor-Zinssätzen, dann sollte man den kurzfristigsten Satz wählen. Denn: Je kürzer die Frist, desto tiefer ist der Zins. Im Gegenzug schwankt der zu zahlende Hypothekarzins häufiger. Wählt man 6 Monate als Basis, so wird dieser nur jedes halbe Jahr angepasst. Bei einem Monat als Basis wird der Hypothekarzins jeden Monat neu berechnet.

Obwohl langfristig am günstigsten, ist eine Libor-Hypothek aber nur Personen geeignet, welche das Zinsschwankungsrisiko eingehen können und wollen.

Mit können ist gemeint, dass man in finanziell stabilen Verhältnissen lebt, insbesondere dass man mehr verdient als man ausgibt und ein gewisses Polster als Reserve hat.

Mit wollen ist gemeint, dass man nicht schlaflose Nächte haben wird, wenn der Zinssatz in kurzer Zeit stark ansteigt.

Wer sich jedoch nicht vertieft mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird es schwer haben, den Punkt „wollen“ beantworten zu können. Dazu muss man verstehen, um wie viel der Libor ansteigen oder wieder sinken kann. Und wenn Sie diesen Artikel lesen, geht es Ihnen vermutlich wie vielen anderen auch und Sie suchen eine Antwort auf diese Frage. Und diese Antwort geben wir Ihnen gleich.

 

Untersuchung Schwankungen Libor

Für die folgende Untersuchung haben wir den 3-Monats-Libor ausgewählt. Die Zahlen lassen sich grob auch auf die Geldmarkthypotheken mit 1- und 6monatiger Zinsanpassung übertragen, denn bei Zinsanpassungen erfolgt in der Regel eine parallele Anpassung bei allen Fristen.

Betrachten wir zunächst die historische Entwicklung des Libor-Zinssatzes:

Historische Entwicklung Libor-Zinssatz

Sie sehen, dass es in diesen 15 Jahren beträchtliche Schwankungen gegeben hat. Lassen Sie sich davon aber nicht abschrecken: Alle Zinssätze schwanken im Zeitverlauf. Wir haben zum Vergleich die Rendite von 5jährigen Bundesobligationen in die Grafik eingebaut. Deren Schwankungen sind vergleichbar mit den Zinsen für eine Festhypothek mit 5 Jahren Laufzeit. Auch dort gibt es beträchtliche Unterschiede. Und die Differenz zwischen dem höchsten und niedrigsten Zinssatz in den betrachteten 15 Jahren ist sogar noch etwas grösser als beim Libor-Satz.
 

Wie viel schwankt der Libor in einem Jahr?

Um die möglichen Schwankungen noch besser fassbar zu machen, haben wir eine Häufigkeitsanalyse gemacht, um die Frage zu beantworten, wie stark waren die Schwankungen innerhalb eines Jahres sein können. Betrachten Sie dazu die nächste Grafik:

Schwankung Libor (1 Jahr)

Lesebeispiel: Zwischen 1999 und 2013 ist in 8% der Monate der Libor innerhalb eines Jahres um 1.0% bis 1.5% angestiegen.

Aus dieser Grafik lässt sich noch mehr ablesen, beispielsweise:

  • In mehr als der Hälfte der Monate (35% + 20%) bewegte sich der Libor-Zins um höchstens 0.5% nach oben oder nach unten
  • In 3% der Monate erhöhte sich der Libor-Zins im Vorjahresvergleich um 2% oder mehr
  • In den betrachteten 15 Jahren kam es nie vor, dass sich der Libor-Zins um mehr als 2.5% erhöhte

Da dies historische Zahlen für einen langen Zeitraum sind, können Sie so ein besseres Gefühl erhalten, ob die Schwankungen für Sie tragbar sind oder nicht. Eine absolute Garantie gibt es aber nicht, dass die Schwankungen auch in Zukunft in den gleichen Bandbreiten bleiben werden.

 

Wie viel schwankt der Libor in zwei und in fünf Jahren?

Grössere Schwankungen beim Libor-Satz gibt es, wenn man längere Zeiträume betrachtet. Innerhalb von zwei Jahren stieg er in 6% der Monate um 2% oder mehr:

Schwankung Libor (2 Jahre)

Und innerhalb von 5 Jahren war in 12% der Zeitpunkte der Libor-Zins um 2% oder mehr angestiegen. Andererseits kam es nie vor, dass der Zins nach fünf Jahren mehr als 3% höher oder tiefer lag:

Schwankung Libor (5 Jahre)

 

Soll ich jetzt eine Libor-Hypothek abschliessen?

Diese Frage können nur Sie für sich selbst beantworten. Wägen Sie ab, ob Sie das Risiko eingehen können und wollen. Wenn beide Antworten „ja“ lauten, dann werden Sie – basierend auf historischen Daten – langfristig viel Geld sparen.

Wenn Sie sich noch nicht sicher sind, dann ziehen Sie auch folgende Überlegungen in Betracht:

Finanzieren Sie nur einen Teil des Betrags mit einer Libor-Hypothek: Sie können Ihr Risiko senken, wenn Sie einen Teil des benötigten Kredits mittels einer Festhypothek finanzieren. Es ist selten, dass jemand sein Wohneigentum ausschliesslich mit einer Geldmarkthypothek finanziert. Viel häufiger wird abhängig vom Risikoprofil zwischen 1/3 bis 2/3 des Betrags mit einer so stark schwankenden Hypothek finanziert.

Sparen Sie das so gesparte Geld: Ein häufiger Fehler ist, dass man aufgrund knapper Finanzen eine Libor-Hypothek abschliesst und das so vorerst gesparte Geld gleich wieder ausgibt. Machen Sie diesen Fehler nicht, sondern legen Sie das Geld beiseite für den Fall, dass die Libor-Zinsen stark ansteigen. Eine Möglichkeit ist, beim Abschluss der Hypothek den Zinssatz für 5- oder 10-jährige Festhypotheken zu betrachten und dann diesen Betrag aufs Hypothekarkonto einzuzahlen. Das so gesparte Geld verwendet man dann bei der Verlängerung der Geldmarkthypothek (abzüglich einer Sicherheits-Reserve), um die Hypothek zu reduzieren. Und wenn man den Maximalbetrag für die Säule 3a nicht voll ausschöpft, kann man sich ebenfalls bei diesem Konto bedienen.

Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, denn Zinsschwankungen gibt es bei allen Hypotheken: Spätestens bei der Verlängerung einer Festhypothek wird man feststellen, dass es auch dort sich ändernde Zinssätze gibt. Zwar nicht monatlich oder quartalsweise, sondern halt erst nach einigen Jahren. Aber auch dort kann es böse Überraschungen geben, wenn die Festhypothek in einer Hochzinsphase ausläuft.

 

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