Für jeden beliebigen 5-Jahreszeitraum zwischen 1999 und Mitte 2010 waren LIBOR-Hypotheken im Vergleich zu fester und variabler Hypothek jeweils die deutlich günstigere Wahl. Dennoch entscheiden sich immer noch über drei Viertel der Schweizer für Festhypotheken, um mit festen – aber deutlich höheren – Zinsen klar und stabil budgetieren zu können.

Wenn Sie zu der Gruppe Schweizer gehören, die bereit sind, kurzfristige Zinsanpassungen zu tragen, um damit auf längere Sicht zehntausende von Franken zu sparen, dann sollten Sie sich für eine LIBOR-Hypothek entscheiden. Am gängigsten sind solche Geldmarkt-Hypotheken auf Basis des 3-Monats und 6-Monats-LIBOR-Satzes. Zum LIBOR schlägt die Bank eine Marge von ca. 1.0% hinzu, was Ihren Hypothekarzinssatz ergibt. Je nach Bank wird der Zins alle 3 oder 6 Monate dem entsprechenden aktuellen LIBOR-Satz angepasst. Einige Banken bieten ihren Kunden jedoch die Wahl zwischen dem 3 und 6-Monats-LIBOR als Basis für die Geldmarkthypothek. Wenn Sie bei Ihrer Bank auch die Wahl haben, dann haben Sie sich sicher schon gefragt: „Was ist besser, 3 oder 6 Monats-LIBOR?“. In diesem Artikel

  • vergleichen wir die historischen Zinsen der beiden LIBOR-Sätze
  • erklären warum der 3-Monats-LIBOR meistens tiefer ist und
  • zeigen Ihnen anhand von historischen Daten und einer Modellrechnung, dass der 3-Monats-LIBOR die bessere, weil günstigere Wahl ist.

Vergleich historische LIBOR-Zinsen (3 und 6 Monate)

Wir haben mit den Daten der Schweizerischen Nationalbank SNB in der untenstehenden Grafik die historische Zinsentwicklung der beiden LIBOR-Sätze (zuzüglich 1.0% Bankmarge) dargestellt:

Zinsen 3/6 Monate Libor 1999-2011

Die LIBOR-Hypothekenzinsen schwankten von 1999 bis 2010 zwischen 1.1% und 4.75%. Sie sehen, dass die Zinsen für die beiden LIBOR-Sätze jeweils sehr ähnlich verlaufen. Dabei war der 6-Monats-LIBOR fast immer leicht höher als der 3-Monats-LIBOR. Diese Zinsdifferenz ist in der rechten Skala dargestellt. Der 6-Monats-LIBOR war durchschnittlich um 0.1% höher als der 3-Monats-LIBOR und nur gerade im September 1999 und im 2001 tiefer als der andere Geldmarktsatz.

Gründe für tieferen 3-Monats-LIBOR

Fast immer sind die Zinssätze für kurzfristige Anlagen oder Ausleihungen tiefer als jene für langfristige Anlagen. Experten sprechen von einer „normalen“ bzw. „steigenden“ Zinskurve. Betrachten Sie hierzu die Zinskurve für Schweizer Bundesobligationen:

Zinskurve Schweiz 2000 bis 2010

Wie Sie sehen, war die Zinsstruktur in jedem dargestellten Jahr zwischen 2000 und 2010 in der Schweiz steigend: „Eidgenossen“ für 10 Jahre rentierten im Durchschnitt über 1% besser als solche für 2 Jahre. Ökonomen haben dafür verschiedene Theorien entwickelt, unter anderem die Liquiditätspräferenztheorie. Demnach bevorzugen Anleger kurzfristige gegenüber langfristigen Anlagen, weil sie ihre zukünftigen Pläne nicht genau kennen. Das trifft auch auf den LIBOR zu. Sie können somit davon ausgehen, dass auch in Zukunft der Zins für auf dem Geldmarkt für den 3-Monats-LIBOR fast immer tiefer liegen wird als der Zins für den 6-Monats-LIBOR.

Historischer Vergleich: 3-Monats-LIBOR ist bessere Wahl

Ist somit der 3-Monats-LIBOR für Eigenheim-Besitzer immer die bessere Wahl? Ja, zumindest fast immer. Einzig wenn die Zinsen kurzfristig sehr stark steigen kann es bei Hypotheken mit kurzer Laufzeit vorkommen, dass man aufgrund der späteren Zinsanpassungen mit dem 6-Monats-LIBOR besser fährt. Die Zinsersparnis ist jedoch gering und kommt so selten vor, dass wir Ihnen empfehlen, wenn immer möglich eine Hypothek mit dem 3-Monats-LIBOR als Basis für Ihre Eigenheim-Finanzierung zu wählen. Betrachten Sie hierzu folgende zwei Modellrechnungen anhand historischer Daten. Ausgehend von einer Person, die für CHF 500‘000 Fremdkapital eine Geldmarkt-Hypothek für 5 Jahre zwischen Januar 1999 und Juni 2005 abschliesst, hätten sich in der Summe folgende Zinskosten ergeben:

Kosten Libor-Hypothek Vergleich

Lesebeispiel: Wenn Sie im Mai 2005 eine LIBOR-Hypothek über eine halbe Million Schweizer Franken für 5 Jahre abgeschlossen hätten, dann hätten Sie in den kommenden fünf Jahren insgesamt

  • CHF 62‘956 Hypo-Zinsen auf Basis des 3-Monats-LIBOR oder
  • CHF 65‘657 Hypo-Zinsen auf Basis des 6-Monats-LIBOR bezahlt

Die Ersparnis mit dem 3-Monats-LIBOR hätte also CHF 2‘701 betragen. Wie Sie erkennen können, war die 3-Monats-LIBOR-Hypothek immer die bessere Wahl.

Auch bei kurzfristigen Finanzierungen ist der 3-Monats-LIBOR günstiger. Der Zinsvorteil ist in Perioden von rasch fallenden Zinsen gross, und nur in weniger als 10% der Fälle wäre ein Hausbesitzer mit der längerfristigen Geldmarkthypothek (z.B. Mitte 1999) besser gefahren:

Libor-Hypothek Kosten 2 Jahre Vergleich

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Durchschnitte unserer Analyse (bei einer Hypothek für eine halbe Million Schweizer Franken):

3-Monats-LIBOR6-Monats-LIBOR
Durchschnitt LIBOR-Satz +1.0% Marge (1999 bis Mitte 2010)2.50%2.60%
Durchschnitt Zinskosten 5 Jahre für CHF 500’000 (1999 bis Mitte 2005)58’67560’989
Durchschnitt Zinskosten 2 Jahre für CHF 500’000 (1999 bis Mitte 2008)24’37425’288
Anzahl günstigste Monate 5 Jahre (1999 bis Mitte 2005)780
Anzahl günstigste Monate 2 Jahre (1999 bis Mitte 2008)1059

Bei einer Immobilien-Finanzierung für 5 Jahre war die Hypothek auf Basis der 3-Monats-LIBOR durchschnittlich über CHF 2‘300 günstiger, und bei 2 Jahren betrug die Ersparnis immer noch fast tausend Schweizer Franken. Die kurzfristige Geldmarkthypothek war bei einer Finanzierung über 2 Jahre in 105 Monaten die bessere Wahl, während die längerfristige Geldmarkthypothek in nur 9 Monaten günstiger zu stehen kam.

Tipp: Wenn Sie die Wahl zwischen 3- und 6-Monats-LIBOR haben, dann wählen Sie die 3-Monats-Variante. Die Daten oben legen zudem nahe, dass eine Finanzierung mit dem 1-Monats-LIBOR noch günstiger ist. Falls Ihre Bank das anbietet, dann wählen Sie diesen als Basis anstelle von 3 oder 6 Monaten.

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